Rückblick „Migrations- und Fluchtbewegungen und deren Auswirkung auf den pädagogischen Alltag“
Mit der modular konzipierten Fortbildungsreihe der Kompetenzstelle für Mehrsprachigkeit, Migration und Menschenrechtsbildung (Ko.M.M.M.) stellte die PH Wien in Kooperation mit der Arbeiterkammer Wien von Februar 2016 bis Juni 2018 ein Unterstützungs- und Informationsangebot für Pädagog/innen und Interessierte bereit. In dem genannten Zeitraum fanden 21 Veranstaltungen als Fortbildungen statt. Die Reihe wurde 2017 mit dem SPIN-Gütesiegel des ÖSZ ausgezeichnet
Mit Workshops von namhaften Expertinnen und Experten wurde nach der transmigratorischen Bewegung von Flüchtenden im Sommer 2015 direkt auf die konkreten Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihren Arbeitsalltag reagiert.
Am 16. Februar 2016 fand in den Räumlichkeiten der AK Wien der Auftakt zur Seminarreihe „Migrations- und Fluchtbewegungen und deren Auswirkungen auf den pädagogischen Alltag“ statt.
Nach der Eröffnung durch die Rektorin der PH Wien, Mag. Ruth Petz, und Herrn Kurt Kremzar, MA, Bildungsexperte der AK Wien, gestaltete Frau MR Mag. Elfie Fleck eine spannende – und mit der maximalen Teilnehmerzahl von 70 Personen ausgebuchte – Veranstaltung zu schulrechtlichen Grundlagen für neu ankommende Schülerinnen und Schüler beim Einstieg in das österreichische Schulsystem. Die Ergebnisse der anschließenden Evaluierung fließen direkt in die Planungen der kommenden Seminare ein.
Am 08. März 2016 folgte der zweite Teil der Fortbildungsserie, bei dem Prof. Christina Hager vor einem – ebenfalls mit der maximalen Teilnehmerzahl – ausgebuchten Seminarraum für LehrerInnen aller Schularten einen Workshop über „Fluchterfahrung und Trauma bei Kindern: Hilfestellungen für den Unterricht“ leitete. Dieser Termin war so ein großer Erfolg, dass am 24. Mai 2016 ein Zusatztermin angeboten wurde, der wiederum restlos ausgebucht war.
Am 13. April 2016 (Primarstufe) präsentierten Rainer Hawlik und Zilan Varol (beide PH Wien) vor 60 TeilnehmerInnen einen Einblick in den Anfangsunterricht mit neuen SchülerInnen. In „Erste Schritte in eine neue Klasse: Anfangsunterricht konkret! – Primarstufe“ wurde die Praxis im Unterricht der Wiener Volksschule zum Thema gemacht. Dabei darf Heterogenität nicht als Belastung für den schulischen Alltag gelten, als Fehler oder Defekt. Gefragt ist ein Leitbild, das von einer Kultur der Anerkennung geprägt ist und in dem das Umgehen mit Vielfalt als eine Voraussetzung für das Funktionieren von Schule angesehen wird. Ziel war es zu berichten, dass Schule nur dann funktioniert, wenn nicht einfach additiv an den bestehenden Regelbetrieb besondere, nur für die SchülerInnen mit Migrationgeschichte gedachte Maßnahmen „angeklebt“ werden, sondern sich der gesamte Schulalltag an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder orientiert, die die Schule tatsächlich besuchen.
Am 19. April 2016 fand ein Ortswechsel statt: Erika Tiefenbacher (SSR Wien) referierte im AK-Seminarraum 11 in der Theresianumgasse über „Erste Schritte in eine neue Schulklasse:
Anfangsunterricht konkret! – Sekundarstufe“.
„Woher kommen die Kinder? Flüchtende aus Syrien, Irak und Afghanistan im kulturellen, sprachlichen und religiösen Kontext“, war das Thema, das am 14. Juni 2016 von Thomas Schmidinger (Universität Wien) erörtert wurde.
Angelika Pichler, SSR Wien, referierte über „Alphabetisierung, aber wie?“ am 27. September 2016.
„Warum müssen Menschen flüchten? – Die Themen Flucht und Asyl im Unterricht“ war das Thema am 22. November 2016, als Marie-Claire Sowinetz (UNHCR) vor dem zahlreich erschienen Publikum referierte.
Brigitta Busch (Universität Wien) berichtete am 24. Jänner 2017 über das Thema „Reden können, schweigen dürfen. Über den Zusammenhang von Sprache und Traumatisierung“.
Ihr folgte am 28. Februar 2017 Rebecca Janker (SSR Wien), die im Rahmen ihres Vortrags „Planung differenzierter Lernangebote auf Basis von Sprachstandsdiagnostiken“ über die Instrumente „USB-DaZ“, „Tulpenbeet“ und „Fast Catch Bumerang“ referierte.
Am 21. März 2017 fand unter der Leitung von Mag. Elfie Pennauer die Fortbildung „Der Schlüssel zur Integration ist die Landessprache: DaZ im Spannungsfeld von Diversität und Mehrsprachigkeit“ statt.
Am 18. April 2017 fand die Filmpräsentation von „650 Wörter“ statt. Bei der anschließenden Forumsdiskussion mit der Regisseurin Martina Priessner erörterten die Expertinnen und Experten Margit Wolf (Geschäftsführerin von Interface), Zilan Varol (mehrsprachige Grundschullehrerin, SSR Wien) und Univ. Prof. Dr. Rudolf de Cillia (Universität Wien) den Film und die derzeitigen Diskurse mit und von PflichtschülerInnen mit Fluchterfahrung.
Link zum Film: http://www.650woerter.de
Am 17. Mai 2017 referierte Marion Döll (PH Oberösterreich) über „Einflussfaktoren des Zweitspracherwerbs – Implikationen für die pädagogische Arbeit mit mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern„.
Am 16. Oktober 2017 fand in der Arbeiterkammer Wien im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Migrations- und Fluchtbewegungen und deren Auswirkung auf den pädagogischen Alltag“ die Veranstaltung „Mehrsprachigkeit am Übergang vom Kindergarten in die Schule“ statt, die von Frau Dr. Verena Plutzar (LSR Niederösterreich) geleitet wurde. Nach einer Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Dr. Oliver Gruber (AK Wien), Dr. Wolfgang Greller (Vizerektor der PH Wien) und Mag. Walter Swoboda (Leiter des Instituts für übergreifende Bildungsschwerpunkte der PH Wien) stellte Frau Dr. Plutzar die pädagogische Strategie „Translanguaging“ vor. Es handelt sich dabei um ein spezielles Vorgehen im Klassenzimmer, das alle sprachlichen Ressourcen des Kindes nutzt, um es beim Lernen zu unterstützen. Frau Dr. Plutzar referierte ausführlich über die verschiedenen Mittel des „Translanguaging“. Anschließend diskutierte sie das Konzept „Translanguaging“ mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wobei es zu einem regen Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den anwesenden Pädagoginnen und Pädagogen aus dem Elementar- und Primarstufenbereich kam, der die interessante Veranstaltung abrundete.
Am 8. November 2017 wurde die Veranstaltungsreihe mit einem Vortrag von Frau Dr. Christina Hager (ehem. PH Wien) fortgesetzt. Im gut besuchten Seminarraum der Technisch Gewerblichen Abendschule (TGA) referierte Frau Dr. Hager zum Thema „Trauma- und Fluchterfahrungen – Traumatisierte Kinder in Kindergarten und Volksschule„. Die Vortragende erläuterte zunächst den Begriff der „Traumatisierung“ und beschrieb charakteristische Merkmale einer Traumasituation sowie traumaspezifische Symptome. Im Anschluss daran sprach Frau Dr. Hager über den potentiell stark hemmend wirkenden Einfluss einer Traumatisierung auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Danach stellte sie Möglichkeiten der Traumapädagogik vor und grenzte diese von therapeutischer Intervention ab. Abschließend beantwortete Frau Dr. Hager Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und rief alle Pädagoginnen und Pädagogen, die traumatisierte Kinder betreuen, auch zur Selbstfürsorge auf.
Mehrsprachigkeit in der Elementarpädagogik war am 5. Dezember 2017 das Thema, über das
Dr. Karin Steiner (Kinderfreunde Wien) referierte. Unter Bezugnahme auf aktuelle wissenschaftliche Studien entlarvte Frau Dr. Steiner zunächst einige falsche Mythen über das Thema Mehrsprachigkeit. Anschließend referierte sie über die Grundlagen des Spracherwerbs und hob Besonderheiten in bi- und multilingualen Sprachaneignungsprozessen hervor. Danach erörterte die Vortragende die Zusammenhänge von Mehrsprachigkeit und kognitiver Entwicklung, ehe sie abschließend zahlreiche Möglichkeiten vorstellte, wie Mehrsprachigkeit im Kindergarten sicht- und erlebbar gemacht bzw. gefördert werden kann. Das interessierte Publikum hatte während des Vortrags immer wieder die Gelegenheit, themaspezifische Erfahrungen und Wissensbestände in den Vortrag einzubringen.
Am 17. Jänner 2018 hielt Frau Mag.a Katrin Zell (MA 10) im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Migrations- und Fluchtbewegungen und deren Auswirkung auf den pädagogischen Alltag“ einen Vortrag mit dem Titel Förderprogramm, Alltagsintegration, Sprachkurs – was macht Qualität in der sprachlichen Bildung aus? . Im gut besuchten Seminarraum der Arbeiterkammer Wien informierte die Referentin zunächst über die sprachliche Diversität und Heterogenität in den Wiener Kindergärten sowie über Instrumente zur Feststellung des Förderbedarfs der Kindergartenkinder in Hinblick auf die Sprache Deutsch. Im Anschluss daran erläuterte sie Qualitätsmerkmale sprachlicher Förderung, wobei sie auf strukturelle Rahmenbedingungen ebenso Bezug nahm, wie auf pädagogische Leitbilder und die Qualität von Interaktionen und Bildungsangeboten. Danach hob Frau Mag.a Zell die große Bedeutung der Sprachförderkompetenz von Pädagoginnen und Pädagogen auf der Elementar- und Primarstufe hervor und stellte Möglichkeiten vor, wie man die eigene Sprachförderkompetenz reflektieren und systematisch ausbauen kann. Abschließend erörterte die Referentin das Konzept der „durchgängigen sprachlichen Bildung“ und unterstrich dabei die Bedeutung einer verstärkten Kooperation von Elementar- und Primarstufenpädagogik.
Am 13. Februar 2018 leitete Frau Dr. Maria Fürstaller (FH Campus Wien) im Bürogebäude der Arbeiterkammer Wien einen Workshop zum Thema „Schulpflichtige Kinder mit Fluchterfahrung am Übergang zwischen Elementarstufe und Primarstufe“. Die Referentin eröffnete die Veranstaltung mit berührenden Erlebnisberichten von geflüchteten Kindern und Eltern. Danach erläuterte sie zunächst die allgemeine Bedeutung von Übergängen für kindliche Entwicklungs- und Bildungsprozesse, ehe sie auf die individuellen und pädagogischen Herausforderungen einging, die mit Übergangsprozessen im Kontext von Migration und Flucht einhergehen. Der anschließende Teil des Vortrags war der Frage gewidmet, welchen Beitrag Kindergärten und Schulen zur Förderung der Resilienz von Kindern mit Fluchterfahrung leisten können. Abschließend wurden im Plenum von den anwesenden Pädagoginnen und Pädagogen aus dem Elementar- und Primarstufenbereich verschiedene Möglichkeiten der Übergangsbegleitung diskutiert.
Am 12. März 2018 fand in den Räumlichkeiten der Arbeiterkammer Wien im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Migrations- und Fluchtbewegungen und deren Auswirkung auf den pädagogischen Alltag“ der Workshop Arabisch & BKS & Türkisch als Sprachen kennenlernen statt. Drei Muttersprachenlehrkräfte des Stadtschulrats für Wien – Cezmi Halkali (Türkisch), Emra Duvnjak (BKS) und Abdelhamid Romdhane (Arabisch) – machten anhand charakteristischer Beispiele Besonderheiten ihrer Sprachen hinsichtlich Klang, Schriftbild und Grammatik deutlich und stellten geographische und kulturelle Bezüge zu ihren Sprachen her. Anschließend simulierten die Vortragenden eine Teamteaching-Sequenz zum Thema „Obst und Gemüse“, die Einblicke in den Arbeitsalltag der Lehrkräfte erlaubte und veranschaulichte, wie man ein Unterrichtsthema unter Einbeziehung mehrerer Sprachen aufbereiten und dabei Lernprozesse auf metasprachlicher Ebene anregen kann. In einem darauf folgenden Stationenbetrieb erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, einfache Wörter und Redewendungen in den drei vorgestellten Sprachen zu erlernen. Das gemeinsame Hören und Singen von Liedern in den vorgestellten Sprachen bildete den harmonischen Abschluss der Veranstaltung.
Mit der Veranstaltung „Arabisch & BKS & Türkisch als Sprachen im Unterricht spielerisch anwenden,“ wurde die Reihe am 16. April 2018 fortgesetzt. Die Muttersprachenlehrkräfte Cezmi Halkali (Türkisch), Emra Duvnjak (BKS) und Abdelhamid Romdhane (Arabisch) präsentierten zunächst methodische und didaktische Ansätze zur Lautschulung und Buchstabenerarbeitung. Im Anschluss daran demonstrierten die Vortragenden am Beispiel des Themas „Frühling“, wie ein Lerninhalt unter Berücksichtigung mehrerer Sprachen gewinnbringend für den Unterricht aufbereitet werden kann. Danach wurden Möglichkeiten des Einsatzes mehrsprachiger Kinderliteratur vorgeführt und mehrsprachige Lieder gesungen. Abschließend stellten die Vortragenden vielfältig einsetzbare Spielideen zur Wortschatzerweiterung sowie zum Aufbau sprachlicher Kompetenzen vor.
Den Abschluss der Reihe machten Neda Forghani-Arani (Universität Wien) und Mirjana Jovanovic (SSR Wien) mit Ihrem gut besuchten Workshop zu Romanes und weitere Sprachvarietäten von Roma-Kindern & Sprachen im Iran am 12. Juni 2018. Im ersten Teil der Veranstaltung stellte Frau Mirjana Jovanovic, die als Roma-Schulmediatorin in Wien tätig ist, ihr Arbeitsfeld vor und informierte die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer über historische, kulturelle sowie sprachliche Merkmale und Besonderheiten, die die verschiedenen Roma-Gruppen auszeichnen. Im darauffolgenden zweiten Teil des Seminares präsentierte Frau Dr. Forghani-Arani von der Universität Wien zunächst einen Überblick über die geographischen, demographischen und sprachlichen Gegebenheiten im Iran. Danach stellte sie das iranische Schul- und Bildungssystem vor und machte abschließend auf spezifische, sprach- und kulturbedingte Herausforderungen aufmerksam, die sich für Schülerinnen und Schüler ergeben können, die aus dem Iran kommend in das österreichische Bildungssystem eintreten.
Koordination der AK Wien: Kurt Kremzar, Oliver Gruber
Koordination der PH Wien und inhaltliche Leitung: Elisabeth Furch, Barbara Koch