Internationales: Was macht Wien attraktiv?

9. Januar 2013

Beitrag von Taygun Onur Toper &Leyla Aydin – Zwei ERASMUS-Studierende aus der Türkei im Sommersemester 2012

In der Türkei studieren wir Deutsch/Lehramt an der Ondokuz Mayıs Universität. ERASMUS ist ein Programm der Europäischen Kommission, das es einer größeren Zahl von Studierenden ermöglichen soll, an einer Universität eines anderen europäischen Landes zu studieren. Dadurch haben wir die Chance erhalten, für ein Semester in Wien zu studieren. Da wir zuvor keine Auslandserfahrung hatten, waren wir aufgeregt und beunruhigt, weil in Wien nicht unsere Muttersprache gesprochen wird und wir hatten den Eindruck, dass wir ganz neue Erfahrungen machen und neue Informationen erhalten werden. Diese Bereitschaft öffnet die Türen in anderen Länder, in ein neues Leben und zu anderen Meinungen.

„Wien” das Herz von Europa … Als die Menschen unserer Heimat den Namen dieser Stadt hörten, zeigten sie verschiedene Reaktionen. Diejenigen, die früher schon einmal Wien besucht hatten, sagten, dass Wien eine wunderbare Wahl für die Menschen ist und niemand wird bedauert, weil er in Wien lebt oder wohnt. Die Anderen sagten „Viel Spaß und gute Reise!“ mit dem großen Wunsch auch in Wien zu leben und zu sein.

In der ersten Woche waren wir mit den anderen ERASMUS- StudentInnen in einem Orientierungsprogramm. Gleich in dieser Woche begannen wir, Wien und die Welt zu entdecken. In unserem Semester gab es viele unterschiedliche StudentInnen aus verschiedenen Ländern, z.B. aus Ungarn, aus Spanien, aus der Tschechischen Republik, aus Griechenland, aus Polen, aus der Ukraine, aus Finnland und aus der Schweiz. Diese Multikulturalität und Unterschiedlichkeit war eine einmalige Gelegenheit für uns StudentInnen neue Kulturen und Traditionen kennenzulernen und zu verstehen.

Für alle ERASMUS-Studierende, die eine gewisse Zeit in Wien bleiben möchten, ist es sehr wichtig, Deutschkenntnisse zu haben. Natürlich können viele Bewohner dieser Stadt auch Englisch sprechen, weil fast alle Menschen, diese Sprache in der Schule gelernt haben. Deshalb wird man auch verstanden, wenn man Hilfe benötigt. Aber Studierende, die einen längeren Aufenthalt planen, sollten trotzdem Deutsch lernen, um dem Unterricht in den Seminaren und Vorlesungen der PH Wien folgen zu können, da dort ausschließlich Deutsch gesprochen wird. Man darf jedoch dabei nicht vergessen, dass es Unterschiede in der Wortbedeutung und in der Aussprache zwischen Hochdeutsch und dem österreichischen Deutsch gibt, was für uns recht schwierig zu unterscheiden und zu verstehen war.

Wir wurden jdedoch nicht nur mit sprachlichen Problemen konfrontiert, denn schon bald fielen uns die kulturellen Unterschiede auf.  In Österreich – zum Unterschied zur Türkei – müssen die SchülerInnen keine Uniform anziehen. In der Türkei haben sogar die StudentInnen diese Möglichkeit, aber nur an der Universität.

Neben diesen formellen Unterschieden fiel uns auf, dass es in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Standards gibt, was als „gepflegt“ oder „ungepflegt“ gilt. In der Türkei ist man nur schick, wenn man als Mann zur Arbeit einen Anzug trät.

Die Unterschiede zwischen den Universitäten in Wien und der Türkei betreffen auch die Vorschriften und die Art der Durchführung der Seminare und Vorlesungen. Die StudentInnen an der PH Wien können den Unterricht oder das Seminar bestehen, indem sie Projekte oder Präsentationen machen und müssen nicht an jedem Unterricht teilnehmen. In der Türkei müssen die StudentInnen an der Universität sowohl Präsentationen als auch Projekte vorbereiten als auch zwei Prüfungen bestehen, um erfolgreich zu sein. In der Türkei sind Gruppenarbeit oder Einzelarbeit und Forschung sehr bedeutend. Hier in Wien gibt es ein gutes Detail: das „Selbststudium“. Die Durchführung des Selbststudiums in Gruppen- oder Einzelarbeit hat uns gut gefallen. Dass den StudentInnen eine eigene Zeit für ihr Studium gegeben wird, finden wir sehr gut, weil die Studierenden dadurch die Zeit selbstständig einteilen können. Es ist auch interessant für uns, dass alle StudentInnen, wenn der Unterricht an der Universität beendet wird, auf die Tische klopfen. Das bedeutet, dass der Unterricht interessant war und die StudentInnen zufrieden sind.

Auch im Schulwesen fielen uns Unterschied auf. In Wien können die SchülerInnen ihre Erstsprache lernen und diese besonders im „Zweisprachigen Unterricht“ gleichanwenden. Außerdem befinden sich zwei LehrerInnen in manchen Stunden in den Volksschulen gemeinsam in der Klasse. Wenn ein/e LehrerIn den Unterricht leitet, hilft ein/e andere/r LehrerIn den SchülerInnen, die eine andere Muttersprache sprechen und daher dem Unterricht oder das Thema nicht so gut verstehen.

An der Stadt Wien fanden wir besonders die Architektur der Stadt auffallend. Im Gegensatz zur Türkei befinden sich an den Gebäuden der Stadt viele Verzierungen. Die Palais, Museen oder das Rathaus sind ganz besondere Sehenswürdigkeiten.

In Wien gibt es nicht nur eine interessante Architektur, sondern auch viele Natur in Form von Parkanlagen, der Donauinsel uä. Die Natur in der Stadt wird ziemlich gut bewahrt und die Menschen haben die Möglichkeit, in der Natur ihre Zeit zu verbringen. Wien hat verhältnismäßig geringe Probleme mit dem Verkehrsstau, weil das System gut organisiert wird und man kann überall mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinfahren: Die U-Bahn, Busse und Straßenbahnen  bieten viele Möglichkeiten irgendwohin zu fahren. Die „Wiener Linien“ bieten ein Service an, dass es den Menschen ermöglicht, rund um die Uhr öffentlich fahren zu können, weil das Nachtleben hier sehr wichtig ist.

Zwischen der türkischen und der österreichischen Küche gibt es viele Unterschiede. Auch, wenn z.B. die Süßspeisen und das Schnitzel einen großen Platz in der Wiener Küche einnehmen, so finden wir, dass das türkische Essen schmackhafter und abwechslungsreicher ist als das wienerische Essen.

Da historisch gesehen die Türkei in enger Beziehung zu Wien stand, wünschen wir euch ein angenehmes Lesevergnügen bei unserer Antwort auf die Frage, weshalb Wien eine attraktive Stadt ist.

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