Online-Tagung: Deutsch als Zweitsprache. Diskriminierung im wissenschaftlichen Diskurs.
Am 08. und 09. April 2022 fand die Online-Tagung „Deutsch als Zweitsprache. Diskriminierung im wissenschaftlichen Diskurs“ statt. Organisiert wurde die Tagung von İnci Dirim (Universität Wien), Rainer Hawlik (Pädagogische Hochschule Wien) und Anke Wegner (Universität Trier), an der an beiden Tagen bis zu 50 Interessierte teilnahmen.
Dem wissenschaftlichen Diskurs im Fach Deutsch als Zweitsprache sind seit Anbeginn und bis heute in facettenreicher Weise Formen des Zugehörigkeitsregimes, Grenzregimes und weitere Formen der Diskriminierung migrierter Personen und Gruppen eingeschrieben, die bislang zu wenig benannt, hinterfragt, kritisiert und reflektiert, geschweige denn in systematischer und selbstreflexiver Weise erforscht werden. Dies bezieht sich sowohl auf die wissenschaftliche Reflexion und Analyse des schulischen Lehrens und Lernens und u.a. damit einhergehender Formen institutioneller Diskriminierung als auch auf außerschulische Kontexte etwa im Bereich der beruflichen Integration Heranwachsender und Erwachsener und der sozialen Inklusion aller.
Auch kommt hinzu, dass erwartet wird, dass im Bereich Deutsch als Zweitsprache mit nationalen und supranationalen Bildungsinstitutionen kooperiert wird, wodurch bestimmte in der wissenschaftlichen Literatur oft kritisierte diskriminierende Sprachförderformen ins Spiel kommen, die in vielfältiger Art und Weise in Migrations- und Grenzregimes und exkludierende Normalisierungspraktiken eingebunden sind. Bisher wurde allerdings nicht ausgearbeitet, wie Auftragsforschung und Politikberatung in diesen Kooperationen gestaltet werden kann.
Wo fangen die „Grenzen“ der WissenschaftlerInnen an, wann ist die „Schmerzgrenze“ erreicht? Was sind die Bedingungen der Wissenschaft? Wie kann es gelingen, sich von der Politik nicht „instrumentalisieren“ zu lassen und die Kontrolle über die eigenen Beiträge nicht aus der Hand zu geben? Wer bestimmt, mit welchen Begriffen, Konzepten, Perspektiven und Konsequenzen wie geforscht wird? Die Tagung „Deutsch als Zweitsprache. Diskriminierung im wissenschaftlichen Diskurs“ soll einen Beitrag zur kritischen Analyse der Verfangenheit der Fachdisziplin in diskriminierende, inferiorisierende, marginalisierende und exkludierende Diskurse und Systeme leisten.
Folgende Fragestellungen waren im Kontext der Tagung für die Lehrer*innenbildung prägend:
• Welche spezifischen Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen, bildungspolitischen Trends, institutionellen Bedingungen und pädagogisch-didaktischen Ansätzen lassen sich nachzeichnen?
• Inwiefern sind die unterrichtliche Praxis und Lehr-Lern-Materialien durch diskriminierende, rassistische Muster geprägt und welche pädagogischen und didaktischen Ansätze können ggf. zu deren Überwindung beitragen?
• Inwiefern werden Diskriminierung, Inferiorisierung, Schlechterstellung und Ausgrenzung im Rahmen der LehrerInnenbildung zum Gegenstand der Reflexion und Forschung und inwiefern spielen genannte Aspekte eine Rolle in der professionellen Entwicklung von Lehrpersonen?
ONLINE – Programm Diskriminierung aktualisiert 30.03.2022