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Filmtipps: Mehrsprachigkeit, Migration, Schule

White Material

24. November 2015

Irgendwo in Afrika. Ein Bürgerkrieg tobt, Rebellen und Soldaten kämpfen um die Vormacht. Auch Kindersoldaten machen die Gegend unsicher. Die meisten Menschen haben die Flucht ergriffen, nur Maria Vial (Isabelle Huppert) harrt stur auf ihrer Kaffeeplantage aus und will partout die Ernte einbringen. Wie besessen verschließt sie die Augen vor den Realitäten und der Gefahr. Die Plantage wird zum Schauplatz eines schleichenden Zerfalls, der auch ihre Familie betrifft. Doch wie immer sind die Beziehungen bei Denis nicht einfach zu durchschauen. Rückblenden, Ellipsen, Visionen und die Gegenwartsebene ergeben eine vielschichtige Struktur. Eine faszinierende Reflexion über postkoloniale Fragen und die Widersprüche einer postkolonialen Identität mit Szenen von (alb-)traumähnlicher Intensität.

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Welcome

24. November 2015

Der 17-jährige Kurde Bilal hat die unglaubliche Strecke vom Irak bis nach Frankreich zu Fuß geschafft, doch nun sitzt er an der Nordküste fest. Nur 34 Kilometer Wasser trennen ihn von England, wo seine Freundin Mina auf ihn wartet. Seine einzige Chance: Bilal will den Ärmelkanal schwimmen überqueren. Dafür trainiert er im örtlichen Hallenbad, wo er sich mit dem Schwimmtrainer Simon anfreundet … Ein ergreifender Film, der auf der Berlinale 2009 mit dem „Panorama-Preis der Ökonomischen Jury“ ausgezeichnet wurde und mit seiner brisanten gesellschaftspolitischen Thematik die Wellen in Frankreich hochschlagen ließ.

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Suzie Washington

24. November 2015

Eine aus dem Osten Europas stammende Asylantin flieht aus dem Transitraum des Wiener Flughafens und schlägt sich unter falschem Namen quer durch Österreich, das sich als Bannkreis erweist. Ihre Flucht endet vorerst in einer Berghütte an der Grenze zu Deutschland, wo sich eine leise, zum Scheitern verurteilte Liebesbeziehung anbahnt. – Ein in der Hauptrolle hervorragend gespielter Film, der sich weniger als Beitrag zur Flüchtlingsproblematik erweist, sondern sich als universelle Parabel auf Fremdsein und Kommunikation entpuppt. Dank des präzisen Drehbuchs verbindet er harmonisch die Roadmovie-Elemente der ersten Hälfte mit dem eher kammerspielartigen Finale.

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Schwarzkopf

24. November 2015

Der 25-jährige Rapper Ardalan A., bekannt als Nazar, wird nach vierwöchiger Untersuchungshaft entlassen und – als Österreicher mit Migrationshintergrund – beschuldigt, einen Raubüberfall begangen zu haben. Seine Freunde Vahid und Musti, beide mit ähnlichen Problemen, stehen auf seiner Seite. Ohne Ausbildung und Job macht Ardalan das Rappen zum Beruf und fährt auf eigene Faust nach Berlin, um dort sein zweites Hip-Hop-Album aufzunehmen. Obwohl der „Schwarzkopf“ betont, mit seiner Vergangenheit auf der Straße abschließen zu wollen, scheint sie zu sehr mit seiner Gegenwart und seinen Fans verwoben zu sein. – Ein Film über eine neue Generation und ihre Sehnsucht nach Identität.

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Schussangst

24. November 2015

Ein schüchterner Zivildienstleistender verliebt sich in Halle an der Saale in eine scheue Bosnierin. Was, wie eine deutsche Coming-of-Age-Geschichte beginnt, entwickelt sich zu einem spannenden Thriller. Denn Lukas scheint sich unbewusst in seine Umwelt aus Einsamkeit, Resignation und Tod einzupassen. Etwas ruft ständig eine gewisse Beunruhigung hervor, bis der vollkommene Realitätsverlust des jungen Mannes eintritt. Und dann passiert das Unvermeidliche.

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Sabah

24. November 2015

Eine 40-jährige unverheiratete Muslimin, die in Kanada lebt, besinnt sich in diesem Kurzfilm auf den Freiheitsgeist ihrer Kindheit und macht die Bekanntschaft eines Christen. Nach und nach distanziert sie sich vorsichtig von den Traditionen ihrer Herkunft, bis sie schließlich bereit ist, über den eigenen Schatten zu springen und ihre Familie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Mitreißendes, romantisches, leichtfüßig erzähltes Drama mit märchenhaftem Ende.

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Macondo

24. November 2015

Ramasan muss viel Verantwortung übernehmen für einen Elfjährigen. In der traditionellen tschetschenischen Gesellschaft gilt er seit dem Tod seines Vaters als Mann im Haus, der sich um seine Mutter und seine zwei jüngeren Schwestern kümmern muss. Seine Welt ist in Macondo angesiedelt, einer rauen Flüchtlingssiedlung mitten im Industriegebiet am Stadtrand von Wien. Ramasan spricht viel besser Deutsch als seine Mutter Aminat und er agiert bei Amtswegen oft als Übersetzer für sie. Aminat ist auf seine Hilfe angewiesen, muss sie doch mit dem Verlust ihres Mannes, der Flucht aus Tschetschenien und dem harten Alltag als berufstätige, alleinerziehende Mutter in einer fremden Gesellschaft zurechtkommen. Ramasans enge Welt bricht auf als Isa, ein Kriegskamerad des toten Vaters, in die Wohnsiedlung einzieht. Isa stattet der Familie einen Besuch ab und übergibt Ramasan die Uhr des Vaters und ein Familienfoto, das dieser immer bei sich getragen hatte. Diese Begegnung erweckt Ramasans Interesse an seinem Vater. Er sucht Isas Nähe, doch der geheimnisvolle Außenseiter gibt nichts über die Vergangenheit preis. Isa öffnet sich schrittweise und es entwickelt sich zwischen den beiden eine Beziehung, die Ramasan hilft, sich seiner Urangst zu stellen. Isa könnte eine neue, viel menschlichere Vaterfigur werden als die abstrakte Erinnerung an den toten Kriegshelden am Familienaltar. Doch als Aminat beginnt, sich für Isa zu interessieren, beginnt für Ramasan ein emotionaler Konflikt. Er fühlt den Drang das Bild des toten Vaters zu beschützen …

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Lornas Schweigen

24. November 2015

Eine Frau sucht ihren Platz in Europa. Um an Geld zu kommen, willigt die junge Albanerin Lorna in eine Scheinehe mit einem russischen Mafiamitglied ein. Doch dafür muss sie zuerst ihren momentanen Scheinehepartner, durch den sie überhaupt nach Belgien kommen konnte, loswerden. – Die Problematik von Menschenhandel und Ausländerpolitik im gegenwärtigen Europa wird zum Thema, wobei die Gebrüder Dardenne dabei ganz auf das Einzelschicksal ihrer stoischen Filmheldin fokussieren.

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Lift

24. November 2015

Marc Isaacs richtet sich mit seiner Kamera im Lift eines Hochhauses im Londoner East End ein, zehn Stunden am Tag, mehrere Wochen lang. Die BewohnerInnen, MigrantInnen und Flüchtlinge jüdischer, bangladescher und afro-karibischer Herkunft werden immer vertrauter mit der anwesenden Kamera und dem Filmemacher, und es ergeben sich seltsame und erstaunliche Dialoge und Interaktionen. – „Lift“ und zwei weitere preisgekrönte Filme des britischen Dokumentarfilmers Marc Isaacs sind auf einer gemeinsamen DVD zu sehen.

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Las acacias

24. November 2015

Ein Auftrag reißt den Fernfahrer Ruben aus seiner Routine: Er soll neben einer Fuhre Akazienholz noch eine Frau und deren fünf Monate alte Tochter von Paraguay nach Argentinien bringen. Ruben, der normalerweise ein wortkarges Leben in seiner Fahrerkabine führt, ist alles andere als glücklich über die zusätzliche Ladung. Unterwegs gewöhnt er sich an seine Mitreisenden. – Ein Roadmovie über Gewohnheiten, Veränderungen und darüber, wie gut es tun kann, Verantwortung zu übernehmen. 2011 wurde der Film in Cannes mit der Camera d’Or als bester Erstlingsfilm ausgezeichnet.

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